„Es ist sicher gut, dass die Welt nur das schöne Werk, nicht auch seine Ursprünge, nicht seine Enstehungsbedingungen kennt; denn die Kenntnis der Quellen, aus denen dem Künstler Eingebung floss, würde sie oftmals verwirren, abschrecken und so die Wirkungen des Vortrefflichen aufheben.“
Ich habe mich mit diesem Zitat auseinandergesetzt und mir überlegt , dass das im Zusammenhang mit der Entstehung von Aschenbachs letztem Werk sein könnte. Er hat sich bei diesem Text von seiner Anziehung zu Tadzio inspirieren lassen. Hier wäre es also besser, wenn niemand erfährt, dass die Geschichte von einer pädophilen Handlung inspiriert ist. Wir könnten davon ausgehen, dass Thomas Mann sich von seinem eigenen Leben und somit der Ablehnung seiner eigenen sexuellen Orientierung inspiriert hat. Hier möchte dementsprechend auch der Autor nicht, dass man die Wahrheit herausfindet. Im Zusammenhang mit der Lage der Homosexuellen Menschen im Anfang des 20. Jahrhunderts kann man erraten, dass Thomas Mann die Wahrheit als abschreckend und verwirrend bezeichnet.
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„Aber im gleichen Augenblick fühlte er, wie der lässige Gruß vor der Wahrheit seines Herzens hinsank und verstummte, - fühlte die Begeisterung seines Blutes, die Freude, den Schmerz seiner Seele und erkannte, daß ihm um Tadzios willen der Abschied so schwer geworden war.“ (S. 76/77)
Dieses Zitat ist mir bei der Lektüre des Buches nicht mehr aus dem Kopf gegangen und ich habe mich lange damit beschäftigt. Das Tadzio ihm gefiel und dass er ihn vielleicht nicht aus den Augen verlieren wollte, kann ich gewissermassen nachvollziehen. Jedoch stellte ich mir die Frage wie man zu einer Person eine solche intensive Anziehung in einer solch kurzen Zeit spüren kann. Es hat mich viel Zeit gekostet eine passende Antwort auf diese Frage zu finden. Nach der intensiven Auseinandersetzung mit dem Buch und den Hintergründen von Aschenbach habe ich jedoch eine persönliche Antwort auf die Frage gefunden. Durch seine homosexuelle Neigung, welche er sein gesamtes Leben verstecken musste, war diese Verbindung so stark für ihn. Zu der Zeit war es ihm unmöglich seine Neigung preiszugeben oder sie auszuleben. Er hatte Frau und hat eine Tochter aber dies wahrscheinlich nur weil es ihm anders nicht gestattet war. Dadurch das er allein auf Reisen war, packte ihn seine Anziehung so stark, dass er sie selbst nicht kontrollieren konnte. Es war sicherlich seine erste Liebe, welche er zu einem Jungen verspürte, auch wenn dies sehr absurd ist. Dieses Gefühl, den Jungen zu beobachten gab ihm ein Gefühl von Glück und Erfülltheit. Genau deshalb war er nach dieser kurzen Zeit so froh, nicht abgereist zu sein. „Der Schauende dort sass, wie er einst gesessen, als zuerst, von jener Schwelle zurückgesandt, dieser dämmergraue Blick dem seinen begegnet war. Sein Haupt war an der Lehne des Stuhles langsam der Bewegung des draussen Schreitenden gefolgt; nun hob er sich, gleichsam dem Blicke entgegen, und sank auf die Brust, so dass seine Augen von unten sahen, indes sein Antlitz den schlaffen, innig versunkenen Ausdruck tiefen Schlummers zeigte.“ (Thomas Mann, der Tod in Venedig, S. 139 Z. 6-15)
Nach diesem Zitat stellte sich für mich die Frage auf: Wieso schleppte er sich noch so mühsahm an den Strand, wenn er doch schon bemerkte, dass es ihm nicht gut geht? Darüber habe ich länger nachgedacht und ich kam zum Schluss, dass Gustav von Aschenbach wohl nicht mit dieser Schuld leben konnte, einen so jungen Mann zu lieben. Er wusste wohl dass es verboten war und wollte daher nicht mehr mit diesem Gewissen leben. Somit hat er bewusst nicht nach Hilfe gesucht sondern hat sein Leben dem Schicksal überlassen. Thomas Mann hat meiner Meinung nach sehr gut dargestellt, wie wichtig es Aschenbach war vor seinem Sterben Tadzio noch ein letztes Mal zu sehen. Man erkannte wirklich, wie dieser Moment für ihn von grosser Bedeutung war und für Aschenbach einfach auch Priorität hatte. Es war ihm wichtiger den Jungen vor seiner Abreise ein letztes Mal zu beobachten und sich zu verabschieden, als sich um sich und seine Gesundheit zu kümmern. |
AutorWir sind drei Schülerinnen aus dem Collège St. Michel in Freiburg, Schweiz. Wir haben diese Seite im Rahmen des Deutschunterrichts verfasst. Unsere Blogeinträge beschreiben unsere Leseeindrücke. |